Franz Winzentsen

Bildwerker und Filmemacher

Figurentheater

Puppenspiel oder Figurentheater und Animationsfilm sind in gewisser Weise verwandt. Der Puppenspieler und der Animator sind Maskenspieler in dem Sinne, dass sie selbst nicht in Erscheinung treten aber Figuren lebendig werden lassen. Der Marionettenspieler und der Handpuppenspieler machen das in Realzeit auf abstraktem Wege durch ihre Hände und Finger. Der Animator arbeitet noch abstrakter. Er stellt die Phasen einer Bewegung einzeln her, nimmt sie mit der Einzelbildkamera auf, und erst in der Projektion wird eine Figur lebendig.

Bevor Franz Winzentsen seinen ersten Animationsfilm machte, hatte er schon bewegliche Figuren an Fäden gebaut. Noch während seines Sudiums kam es zu Vorführungen mit Freunden.

1970 gründete er mit Bernd Hof, und Sigrid und Holger Sajuntz das PUPPEN- UND MASKENTHEATER RHABARBER.

1972 gewann die Gruppe mit dem Stück „Das Flugzeug“ den 1. Preis beim Figurentheaterfestival in Bochum..

1974 spielte die Gruppe in ihrem kleinen Theater in Altona Stücke für Karl.

1980 trat die Gruppe mit dem Programm Stücke für den großen Glau, 5 Tage lang im Malersaal des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg auf.

1983 führte Rhabarber ihr Programm Das Zelt in der Reihe „Meister des Puppenspiels“ auf dem Figurentheater-Festival in Bochum auf.

2014/2015 Holger Sajuntz konzipierte und bereitete eine Ausstellung vor mit Figuren, Requisiten, Fotos und einem Film über das Puppen- und Maskentheater Rhabarber, die im Februar 2015 im Reinbeker Schloss eröffnet wurde.

2016 Das Theaterfigurenmuseum in Lübeck übernahm im Februar 2016 die 27 Szenen/Figurenkisten, den Glau, Fotos, Plakate, Filmausschnitte und schriftliches Material in seine Dauerausstellung.

Theaterfigurenmuseum

Zitat aus der Eröffnungsrede von Dr. Antonia Napp:

Für die Sammlung des TheaterFigurenMuseums sind sie ein großes Glück, denn unsere Sammlung von Handpuppen endet vor dem 2. Weltkrieg und dokumentiert vor allem das Kasperlespiel - vom groben Jahrmarktkasper für Erwachsene bis zum reformierten und gezähmten Hohnsteiner Kasper von Max Jacob für Kinder. Das künstlerische Handpuppenspiel für Erwachsene nach 1945 ist noch gar nicht vertreten und somit schließt Rhabarber eine große Lücke in unserer Sammlung. Unsere These, dass Figureneinteilung eben kein "Kinderspiel" ist (nicht nur, jedenfalls), sondern eine Kunst, die gleichberechtigt zwischen den anderen darstellenden und bildenden Künsten bestehen kann, dies wird durch die Rhabarber-Figuren eindrücklich bewiesen. Aus einfachsten Materialien, Holz, Schrott, Alltagsgegenständen, Fundstücken - sogenannten Objets trouves! - gefertigt, entfalten die Figuren ihre ganz individuellen Physiognomien und Charaktere. ln den Stücken, die häufig aus poetischen Szenen ohne konkrete Handlung bestanden, benutzten sie zum Teil eine eigene Sprache - Ru Bebén Ma Ato - Tet Matre Sot - Toste Benbén Treede - Matre Traas Re Nobol - die dennoch immer vom Publikum verstanden wurde.

Die Figuren sind Wesen ganz eigener Art und entdecken unsere Welt und die Dinge in ihr mit eigenen Augen; spielerisch und neugierig demonstrieren sie uns einen fremden Blick auf Dinge, die uns doch so vertraut sind. Darin liegt, m.E. das große Geheimnis der Rhabarber-Stücke; sie lehren uns mit spielerischer Leichtigkeit und Humor den Blickwechsel – ein anderes Sehen der vertrauten Welt, und diese Fähigkeit ist niemals so aktuell wie heute, und das obwohl die Figuren schon 40 Jahre alt sind.

Ein weiterer äußerst spannender Anknüpfungspunkt an unsere Sammlung ergibt sich daraus, dass Prof. Winzentsen als Animationsfilmer die Figuren teilweise in Filmen eingesetzt hat und damit ist der Bogen geschlagen zum neusten Teil unserer Sammlung, den Trickfilmen, die ja eine Fortsetzung des Figurentheaters im 20. Jahrhundert mit anderen Mitteln darstellen.

Zitat aus der Eröffnungsrede von Dr. Antonia Napp
Lübecker Nachrichten vom 26.2.2016 (PDF)
„Am Bahnhof steht ein Fahrrad“ aus: Stücke für den großen Glau
„Das Fenster“ aus: Stücke für den großen Glau
„Der große Glau“ aus: Stücke für den großen Glau
„Das Zelt“ aus dem gleichnamigen Programm

Bilder © Michael Bäsler

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